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Aktuelles

GdW-Manifest

By 15. November 2024No Comments

GdW-Manifest

Liebe Mitglieder,

am 14. November gab es die Pressekonferenz der „Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor“, die ein „Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor“ vorstellte. Der GdW ist der Initiative heute offiziell beigetreten, wenngleich er deren Gründung maßgeblich initiiert hat.

Die entsprechenden Links befinden sich hier:

  • Link zur Pressekonferenz
  • Link zum Manifest
  • PM des GdW (inklusive weiterer Informationen zur Initiative und deren Mitglieder)

Die fünf Kernforderungen der Wissenschaftler lauten wie folgt:

1. Emissionsfreie Wärmeversorgung
2. Maßvolle Sanierung
3. Effiziente Wärmepumpen-Nutzung
4. Einführung eines Emissionsminderungspfads
5. Förderung von Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft
(Details siehe Manifest-PDF)

 

Die zentralen Aussagen der PK-Teilnehmer, teilweise samt kurzer Einordnung:

Prof. Manfred Norbert Fisch

  • Berücksichtigt bei seiner Kritik an mangelndem Erfolg der Effizienzmaßnahmen der vergangenen Jahre nicht, dass der Wohnraum gewachsen ist (und daher der Verbrauch nicht in dem Maße gesunken ist, wie erhofft)
  • Fisch betrachtet nur Investitionskosten, und nicht die daraus folgenden Betriebskosten in seinem Beispiel
  • Neubau: keine Relevanz für das Klima
  • Spricht sich gegen Pellet-Heizung & Co. aus: Keine Investitionen mehr in Verbrennung, auch kein Holz
  • Plädoyer für Wärmepumpen und Wärmenetze
  • Spricht sich für Erhalt der WP-Förderung aus, es müsse zudem günstigen Strom für WP geben
  • Kritik an zu langsamen Ausbau von Wärmenetzen

Prof. Dietmar Walberg

  • „Überoptimierung“ der Gebäude weder sinnvoll noch bezahlbar
  • Bedarfswerte (Energie) von Wohnungen und Gebäuden sind falsch und spiegeln nicht realistischen Verbrauch wider
  • EH140 ausreichendes Ziel für Bestandssanierungen, generell reicht der Baustandard von 2016 aus, um Klimaziele zu erreichen

Prof. Elisabeth Endres

  • Großteil des Gebäudebestands kann sofort WP nutzen, Vollwärmeschutz und Fußbodenheizung sind keine Voraussetzung
  • „Fenster nur neu einbauen, wenn es kaputt ist“
  • EH55 führt nicht zu schnellerer CO2-Einsparung

Prof. Dr. Werner Sobek

  • Zielvorgabe bis 2045 notwendig, nicht über Maßnahmen erreichen
  • Spricht sich für individuelle CO2-Kontingente aus, wenn einzelne Personen dies überschreiten, müssten diese Strafzahlungen leisten (orientiert sich an bekannten Vorschlägen für personengebundene CO2-Fußabdrücke, politisch null Chance auf Realisierung, soviel Prognose muss sein)
  • Verweist auf wärmere Winter, wodurch der Energieverbrauch zurückgehen werde
  • Fraglich, ob alle Räume auf ein komfortables Maß beheizt werden müssen

Prof. Dirk Hebel

  • Sprich sich für verbindliche CO2-Grenzwerte bei Neubau und Sanierungen aus
  • Verweis auf Dänemark: graue Emissionen spielen dort zentrale Rolle
  • Verstärkte Nutzung von Sekundärmaterial, dies wird beim CO2-Budget positiv angerechnet
  • Plädoyer für verstärkte Kreislaufwirtschaft
  • Förderung soll daran ausgerichtet werden, welche Maßnahme insgesamt betrachtet am wenigsten Emissionen verursacht

Essentials aus der Fragerunde:

  • Verdoppelung der Sanierungsrate bedeutet Vervierfachung der Kosten, nur notwendige Sanierungen durchführen (Walberg)
  • Meisten Gebäude sind saniert (Anm. gemeint vermutlich Mehrfamilienhäuser), Stagnation des Energieverbrauchs der letzten 10-15 Jahre zeigt, dass Effizienzmaßnahmen nicht wirkten (Walberg)
  • Tatsächlicher Verbrauch von Gebäuden muss realistischer betrachtet und gemessen werden (Endres)

Weiterführende Informationen:

  • Erläuterungen: Initiative Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor
  • Abschlussbericht: Einbeziehung der CO2-Amortisationsdauern von Energieeffizienzmaßnahmen in die Hamburger 3 Machbarkeitsstudie
  • Studie: Präzisierung der Niedertemperaturfähigkeit der Gebäudehülle von Bestandsgebäuden beim Einsatz von Wärmepumpen
  • Machbarkeitsstudie zur Erreichung der Klimaschutzziele im Bereich der Wohngebäude in Hamburg

 

Bewertung BuVEG:

  • Teile des Manifestes könnten durch Parteien im Rahmen des anstehenden Bundestagwahlkampfes dankbar aufgegriffen werden (Fokus auf CO2-Vermeidung, um teure Sanierungskosten zu vermeiden, Aufweichen von Zielen dank „Quartiersansatz“)
  • Teile der Forderungen dürften durch Politik jedoch nicht aufgegriffen werden (Gründung Emissionsagentur), sie stehen konträr zu aktuellen Forderungen z.B. der Union und der FDP, demnach weniger staatliche Maßnahmen notwendig sind
  • Die „Abkehr von Energieeffizienz als Maßstab für die Gebäudesanierung hin zu Emissions-Einsparung“ halten wir für grundlegend falsch. Vielmehr müssen energetische Sanierung und Ausbau CO2-neutraler Energieversorgung Hand in Hand gehen.
  • „Emissions-Einsparungen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes denken“: Baugenehmigungen an die Emissionen pro Quadratmeter Nutzfläche zu koppeln, dürfte den dringend notwendigen Neubau weiter abwürgen und hat in diesem Format keine Chance auf Realisierung; eine stärkere Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus ist perspektivisch jedoch sinnvoll (sowohl im Bestand als auch bei Sanierungen)
  • Die geforderte Informationskampagne „zum Heizungstausch“ halten wir vor dem Hintergrund u.a. der Woche der Wärmewende auf absehbare Zeit für wenig zielführend, auch wenn langfristig der Ausbau von Wärmenetzen und Wärmepumpen sinnvoll ist. Wir plädieren auf ganzheitliche Informationskampagnen, die die Sinnhaftigkeit von Effizienzmaßnahmen adäquat mitberücksichtigen.
  • Den Fokus weg von Maßnahmen an der Gebäudehülle sehen wir aus vielen bekannten Gründen kritisch.
  • Die Forderung nach „Verschlankung der Fördersystematik“ halten wir generell für sinnvoll. Gleichwohl darf es zu keiner einseitigen Förderung kommen, die sinnvolle Effizienzmaßnahmen außen vor lässt.

Soweit zur aktuellen Einschätzung. Wir werden die Reaktionen auf das Manifest weiter screenen und bei Bedarf berichten.