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Das Klima wartet nicht – daher darf die kommende Bundesregierung keine unnötige Zeit verstreichen lassen und muss entschieden handeln. Nur dann wird Deutschland eine reelle Chance haben, die anvisierte Klimaneutralität bis 2050 – oder früher – zu erreichen.

Die Gebäudehülle spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle – da ohne sie der Gebäudesektor nicht energetisch ertüchtigt werden kann, und Deutschland seine Klimaziele verfehlen würde. Eine Erhöhung der Sanierungsrate ist daher dringend notwendig.

Gleichzeitig muss die Bezahlbarkeit von Maßnahmen im Gebäudebereich gewährleistet bleiben. Hierfür sind auch in Zukunft steuerliche Förderung und robuste Förderprogramme notwendig. Der Vorteil dabei: Energieeffiziente Gebäude garantieren auf lange Sicht günstiges und komfortables Wohnen. Für die Mieter wird die finanzielle Belastung durch die Nebenkosten kalkulierbar, für den Vermieter zählt vor allem der Werterhalt der Immobilie durch die Effizienzmaßnahmen. So gehen Klimaschutz und Bezahlbarkeit Hand in Hand.

Doch auch für die deutsche Volkswirtschaft ergeben sich enorme Vorteile: Die notwendige Erhöhung der Sanierungsquote ist Garant für zukunftskompatible und langfristig benötigte Jobs. Davon profitieren, neben dem Klima, auch die Kommunen, in denen die unzähligen Handwerksbetriebe ihre Abgaben entrichten. Auf diese Weise kann Deutschland viele Arbeitsplätze auch für diejenigen schaffen, die im Zuge der Corona-Pandemie ihre berufliche Perspektive verloren haben.

1) Efficiency First – jetzt und auch in Zukunft

Erneuerbare Energien sind unabdingbar für die Treibhausgasneutralität aller Sektoren. Gleichzeitig sind diese begrenzt und müssen daher zielgerichtet – und damit effizient – eingesetzt werden.

Der Gebäudebestand bietet beste Voraussetzungen für dieses „Efficiency First“-Prinzip, da vorhandene und bewährte Technologien für Gebäudehülle und -technik existieren und sofort in großer Menge einsetzbar sind.

Daher ist es nicht nur notwendig, CO2-Zielvorgaben bei Gebäuden festzulegen, um den Energieverbrauch real zu senken. Wichtig ist zudem die Fokussierung auf eine energieeffiziente Gebäudehülle, um das Einsparpotential von Gebäuden zu heben.

2) Fördern & Fordern – mit Nachdruck und Zielgenauigkeit

Förderprogramme für energetische Modernisierungen haben zuletzt zu stark steigenden Investitionen geführt und sind im Sinne des Ansatzes „Fördern & Fordern“ von hoher Bedeutung.

Notwendig ist daher eine Förderung für alle Neubaustandards, die auf das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 einzahlen. Daher müssen Förderprogramme, wie beispielsweise die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), auch in den kommenden Bundeshaushalten mit einer adäquaten Finanzierung ausgestattet werden.

Weitere Anreize für die Gebäudesanierung sollten damit verbunden werden, auslaufende und an ihre Grenzen stoßende Fördermöglichkeiten durch gesetzliche Anforderungen zu ersetzen. In diesem Kontext sollen bestimmte Zeitpunkte – wie der Eigentumsübergang – besonders in den Fokus genommen werden.

Die Corona-Pandemie hat zur Folge, dass langfristig mehr Menschen von zuhause arbeiten. Ein energieeffizientes, modernes Gebäude ist für diesen Trend von großer Bedeutung, da neben Vorteilen für den Klimaschutz ein Mehr an Gesundheit und Wohlbefinden gewährleistet wird. Diese Aspekte müssen im Sinne von „Fördern & Fordern“ bei der Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen mitberücksichtigt und entsprechend abbildet werden.

3) Fachkräfte gewinnen – Sanierungsrate steigern

Der Fachkräftemangel ist eine gesamtgesellschaftliche und sektorenübergreifende Herausforderung. Angesichts des sich dramatisch verschärfenden Fachkräftemangels bis 2030 müssen Politik und Wirtschaft heute die Weichen stellen. Ein Zögern verschärft die Situation für Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie in den Betrieben. Hinzu kommt der sich in einzelne Branchen und auf dem Arbeitsmarkt insgesamt verschärfende Druck durch die Corona-Pandemie. Außerdem wird Deutschland seine Klimaziele nur dann erreichen, wenn genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, um die notwendigen Effizienzmaßnahmen im Gebäudesektor umzusetzen.

Der BuVEG fordert daher Erleichterungen für Fachkräfte, die in Folge der Corona-Pandemie arbeitslos werden und einen Wechsel in eine für sie neue Branche planen. Ziel ist es, die Potenziale für die Fachkräftegewinnung in den verschiedenen Sektoren zu heben.

Im Gebäudesektor bestehen Potenziale an Branchenwechslern in den Jahren 2021 und 2022 von insgesamt bis zu 106.000 Erwerbstätigen; das Potenzial an Berufswechslern beträgt im Jahr 2022 etwa 40.000 Personen.

Die Realisierung eines Branchen- oder Berufswechsels sollte durch begleitende Maßnahmen unterstützt werden. So ist eine Kommunikationskampagne des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erforderlich, deren Fokus auf der Information und dem Anstoß zu einem Branchenwechsel liegt. Das Bundesministerium des Inneren, für Bauwesen und Heimat sollte aus Sicht des BuVEG ebenfalls eine eigene Kampagne zur Bewerbung der Beschäftigungsmöglichkeiten im Gebäudesektor auflegen. Begleitet werden müsste dies durch erweiterte Qualifikations- und Umschulungsprogramme. Eine Finanzierung könnte durch die EU-Hilfsfonds zur Corona-Pandemie erfolgen, da massiv auf das Klimaschutzziel eingezahlt werden würde, und die Ausgaben damit explizit dem Ziel dieser Gelder entsprächen.