Berlin, 15.05.2023:
Anlässlich der Äußerungen der Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Thema Energieeffizienz im Gebäudebestand beim Tag der Immobilienwirtschaft am vergangenen Freitag erklärt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle – BuVEG e.V.:
„Die Ministerin stellt völlig überraschend Grundsätze für den klimaneutralen Gebäudebestand für das Jahr 2045 infrage, die bauphysikalisch-ingenieurtechnisch sinnvoll und bereits in den großen Klimaschutzstudien wissenschaftlich belegt sind. Bezüglich eines klimaneutralen Gebäudebestandes wurde der Verbrauchsreduzierung durch Maßnahmen an der Gebäudehülle eine besonders wichtige Rolle eingeräumt: Denn nur im gemeinsamen Zusammenspiel mit moderner Gebäudetechnik werden wir die Ziele erreichen. Dadurch werden die Menschen zukünftig vor hohem Verbrauch und Kosten geschützt.“
Maßnahmen zur Energieeffizienz an Gebäuden, insbesondere an der Gebäudehülle, führen erwiesenermaßen zu vielen positiven Effekten für einen klimaneutralen Gebäudebestand 2045 und Energie- und Kostenreduzierungen. Der Fokus liegt dabei auf den folgenden Punkten:
1. Klimaschutzziele
Die führenden Klimastudien kommen zu dem eindeutigen Ergebnis, dass alle Maßnahmen im Gebäudesektor mit einem gemeinsamen, orchestrierten Vorgehen zum Einsatz kommen müssen. Der Gebäudebereich hat bereits mehrfach seine Einsparziele verfehlt.
2. Graue Emissionen/Energie
Die Lebenszyklusbetrachtung ist der richtige Weg, um den Einsatz der Baumaterialien vergleichbar und nachhaltig bewerten zu können. Auch hier ist die Studienlage eindeutig: Produkte der Gebäudehülle, wie zum Beispiel Dämmstoffe, sparen in ihrer Nutzungsphase ein Vielfaches mehr an CO2 und Energie ein, als bei ihrer Herstellung emittiert bzw. benötigt wird. In der Regel amortisieren sich „Graue Energie“ und „Graue Emissionen“ innerhalb weniger Monate. Die Nutzungsdauer von Bauprodukten sind zur Berechnung der Nachhaltigkeit vom Bundesbauministerium festgelegt und liegen zwischen 40 und mehr als 50 Jahre.
Quellen:
https://buveg.de/wp-content/uploads/2021/09/202107019_FIW_GraueEnergie_vs._Einsparpotential.pdf
3. Quartiersansatz vs. Sanierungsquote
Die Herangehensweise mit dem Quartiersansatz ist nur dann sinnvoll, wenn man davon ausgeht, dass einzelne Gebäude die Anforderungen übererfüllen. Da dies wenig wahrscheinlich ist, ist die Quartiersbetrachtung mit dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands im Jahr 2045 nicht kompatibel. Außerdem stagniert laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) die Sanierungsrate im Gebäudebereich nachweislich bei unter 1%. Die sogenannten Worst Performing Buildings (WPB) machen etwa rund 30 Prozent der Wohngebäude aus und verbrauchen ca. 50 Prozent des Gesamtverbrauchs der Energie im Gebäudesektor. Es wäre falsch, davon zu sprechen, dass Maßnahmen an der Gebäudehülle in Deutschland zu ambitioniert angegangen werden.
4. Kosten und Verfügbarkeit von Energie
Insbesondere für sozial schwächer gestellte Haushalte gilt: Stabile und kalkulierbare Energiekosten gibt es nur für Gebäude, die einen geringen Energiebedarf haben. Die Verfügbarkeit von fossilen und auch von erneuerbaren Energien ist begrenzt. Jede Kilowattstunde, die wir nicht benötigen, ist unterm Strich günstiger und macht uns unabhängig.
5. Werterhalt und -steigerung von Immobilien
Gebäude in Deutschland mit hoher Energieeffizienz erzielen bis zu 35% höhere Preise und sind 67% mehr nachgefragt als unsanierte Vergleichsobjekte. Wer in die Gebäudehülle seiner Immobilie investiert, spart in der Zukunft nicht nur sehr viel Energie, sondern steigert auch signifikant Nachfrage und Wert. Viele Investitionen der energetischen Gebäudesanierung werden ohnehin häufig im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen ohnehin vollzogen würden – sogenannte Sowieso-Kosten (Weitere Informationen: https://buveg.de/wp-content/uploads/2022/09/Studie_BuVEG_IS24_Preissteigerungen_Nachfrage_2022.pdf).
Zum BuVEG:
Der BuVEG – Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle repräsentiert alle an der Gebäudehülle beteiligten Gewerke. Dazu gehören Hersteller von Steinen, Fenstern, Türen, Fassaden, Putzsystemen und Dämmstoffen.
Ein Schwerpunkt der Arbeit bildet die Klimapolitik: Die effiziente Gebäudehülle ist für das Erreichen der Klimaschutzziele unabdingbar und spielt ebenso beim Werterhalt einer Immobilie als auch für Komfort und Gesundheit eine wichtige Rolle.