Berlin, 16.03.2021
Die Klimabilanz 2020 und somit die neuesten Zahlen der Treibhausgasemissionen der einzelnen Sektoren wurden heute von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und dem Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA) Prof. Dr. Dirk Messner vorgestellt. In den Sektoren Energie, Industrie, Landwirtschaft, Abfall und Verkehr wurden die Emissionen zielkonform gesenkt, im Gebäudesektor jedoch um 2% überschritten.
Die Reduzierung der Emissionen in 2020 war zwar der größte jährliche Rückgang seit 1989, jedoch ist laut Umweltbundesamt die Corona-Pandemie für rund ein Drittel dieser CO2-Reduktion verantwortlich. Auf alle Sektoren zahlten die reduzierte Mobilität des vergangenen Jahres, der gesunkene Stromverbrauch und eine verringerte Produktionsaktivität der Industrie ein. Außer beim Gebäudesektor – dieser war durch die Pandemie zusätzlich belastet. Nämlich durch Menschen, die im Homeoffice geheizt haben, und durch Nichtwohngebäude, die trotz weniger Nutzung in Betrieb gehalten werden mussten.
Die Verfehlung im Gebäudesektor betragen 2 Mio. t CO2 Äquivalent. Diesbezüglich erklärte Bundesumweltministerin Schulze (SPD) bei der Vorstellung der Bilanz: „Im Gebäudesektor muss mehr passieren, die Zahlen sagen das ganz eindeutig.“ Das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat muss nun nachsteuern und in den nächsten drei Monaten ein Maßnahmenpaket vorlegen. Der Präsident des UBA lobte die Hebelwirkung des neuen Klimaschutzgesetzes – zum ersten Mal sei ein Ministerium gesetzlich verpflichtet zu reagieren.
Laut KfW-Förderreport, der zwar nur einen kleinen Teil der Sanierungen abbildet, durch den man aber durchaus Rückschlüsse auf die tatsächlichen Sanierungsmaßnahmen ziehen kann, waren die Maßnahmen an der Gebäudehülle seit dem Jahr 2013 rückläufig. Erst mit einer Erhöhung der Förderung im Jahr 2020 verdoppelten sich auch diese Effizienz-Maßnahmen. Das zeigt zwei Dinge deutlich: erstens, Förderung wirkt und zweitens, ohne Energieeffizienz werden keine wesentlichen Reduzierungen in diesem Sektor erzielt.
Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) dazu: „Eine Erhöhung der Sanierungsrate ist dringend notwendig. Dazu müssen Gebäude, die jetzt modernisiert werden, kompatibel mit dem Klimazielen 2050 sein. Das bringt nicht nur Vorteile für den Klimaschutz, sondern fördert auch Gesundheit und Komfort der Bewohner und Nutzer.“
Auffällig war, dass weder Schulze noch Messner konkrete Vorschläge zum Gebäudesektor liefern konnten. Für alle weitere Sektoren wurden Maßnahmen umrissen, die für die weitere CO2-Reduktion hilfreich sein könnten, nicht jedoch beim Gebäudebereich. Hier ist es aus Sicht des BuVEG von zentraler Bedeutung, dass „Efficiency first“ weiterhin das Maß aller Dinge bleibt.
Zudem ist Gebäudeeffizienz auch finanziell bei Immobilien ein wichtiges Thema. „Mit einem sanierten Gebäude wird der Werterhalt der Immobilien realisiert, was vor dem Hintergrund der Altersvorsorge für den überwiegenden Teil der Immobilienbesitzer von zentraler Bedeutung ist“, so Jan Peter Hinrichs.
Nun müssen die richtigen Weichen gestellt werden, um Deutschland klimakompatibel zu gestalten. BuVEG-Geschäftsführer Hinrichs betont: „Wir müssen den Verbrauch drastisch senken. Ohne größere Anstrengungen für energieeffiziente Gebäudehüllen wird der Gebäudesektor weiterhin die Ziele verfehlen.“
Zum BuVEG:
Der BuVEG – Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle repräsentiert alle an der Gebäudehülle beteiligten Gewerke. Dazu gehören Hersteller von Steinen, Fenstern, Türen, Fassaden, Putzsystemen und Dämmstoffen.
Ein Schwerpunkt der Arbeit bildet die Klimapolitik: Die effiziente Gebäudehülle ist für das Erreichen der Klimaschutzziele unabdingbar und spielt ebenso beim Werterhalt einer Immobilie als auch für Komfort und Gesundheit eine wichtige Rolle.